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Shabbat Shalom

JCKBD • 23. Oktober 2020

Freitagabend, kurz vor Sonnenuntergang...

Freitagabend, kurz vor Sonnenuntergang: Weil am Sabbat Feuermachen verboten ist, entzündet die Frau des Hauses oder ihre Tochter, wenn sie schon eine Bat Mizwa ist die beiden Sabbatkerzen. Sie stecken in einem Leuchter, der auf dem weiß gedeckten Tisch steht. Die Frau hält ihre Hände erst über die Kerzen und dann vors Gesicht. Sie spricht den Shabbatkerzen- Segen.
Das Haus ist festlich hergerichtet, drei Mahlzeiten sind vorbereitet. Der Shabbat beginnt. Die Familie versammelt sich frisch gewaschen und umgezogen.

Zuvor hat die Familie den Eintritt des Shabbat mit einem feierlichen Abendgebet in der Synagoge begangen. Bei den letzten Zeilen des berühmten Shabbat Lied haben sich alle symbolisch zur Tür gewendet, um die "Königin Shabbat" (Shabbat haMalkah) eintreten zu sehen. "Shabbat Schalom", einen "Sabbat des Friedens" wünschen sich die Gottesdienstbesucher am Ausgang.

Wieder zu Hause segnet der Vater seine Kinder. Eine kleine Kanne mit Wasser steht für das rituelle Händewaschen bereit. Je dreimal gießt man sich Wasser über die linke und die rechte Hand. Wenn der Vater orthodox ist, singt er sogar die biblische Aufzählung der "Tugenden der tüchtigen Hausfrau". Er spricht das Kiddusch-Gebet und den Segen über den bis zum Rand gefüllten Becher Wein und reicht ihn dann herum.

Danach nimmt er die Decke von den Sabbatbroten, Challa genannt. Die Challa ist eine Art Hefezopf, manchmal bestreut mit Mohn oder Sesam. Der Hausherr spricht den Brotsegen und reicht jedem ein mit Salz bestreutes Stück Brot. Ob das Leben üppig oder karg ist, es gibt immer Grund zur Dankbarkeit.

Der folgende Morgen wird durch zwei aufeinander folgende Gottesdienste strukturiert, am späten Nachmittag folgt ein weiterer. Im Zentrum dieses Tages stehen die heiligen Schriften, die Thoralesung in der Synagoge, die Auslegung, die Diskussion, das Selbststudium. Alles geschieht jedoch möglichst unangestrengt, der Ruhe und Harmonie des Shabbat angemessen.

Der Shabbat geht zur Neige, wenn am Samstagabend die ersten drei Sterne am Himmel zu sehen sind. Es folgt die Hawdala, die "Trennung" zwischen dem heiligen Tag und dem Rest der Woche. Eine offene, silberne Dose mit wohlriechenden Kräutern die Bessamimbüchse  wird herumgereicht.

Ein Segen folgt, denn Gott hat auch die herrlichen Düfte geschaffen. Man wird erinnert an das Schöne in der Welt, um den Schmerz des Abschieds vom Shabbat zu lindern. Eine dünn geflochtene Hawdala Kerze wird entzündet, denn jetzt ist Feuermachen wieder erlaubt. Die Hände werden damit beleuchtet, sie sollen wieder anpacken und arbeiten. Die Kerze wird dann in einem Tropfen verschütteten Weines gelöscht.

Der Shabbat ist ein freier Tag in der Woche und ist wohl das größte Geschenk der Juden an die Welt. Zur Erinnerung an Gottes Ruhetag während der Schöpfung und an die Befreiung Israels sollen Juden den Sabbat heiligen, so die beiden biblischen Begründungen.

Das Shabbatgebot ist eines der Zehn Gebote, die Mose von Gott empfing und hat daher für alle jüdischen Richtungen eine bindende Bedeutung, auch wenn der Grad, in dem man die einzelnen Shabbat Regeln befolgt, sehr verschieden sein kann.

Im geistigen Sinne dient der Shabbat der inneren Ruhe, der Einkehr und der Harmonie mit der Umwelt. Er ist Kern der Woche und des Lebens, ein Zentrum zu dem man immer wieder gerne zurückkehrt.

Shabbat ist ein Schutz der jüdischen Identität.

"Nicht die Juden haben den Shabbat gehalten, sondern der Shabbat hat die Juden gehalten", schrieb im 19. Jahrhundert der jüdische Schriftsteller Achad Ha’am. Dieser wichtigste, wöchentlich wiederkehrende Feiertag wurde in der wechselvollen Geschichte des Judentums der zentrale Identifikations- und Sammlungspunkt.

An diesem Tag wird durch viele Rituale und Regeln ein Abstand zum Alltag erreicht. Es wird ein Raum geschaffen, in dem ein Jude frei wird, um sich seiner Religion und seines Volkes zu vergewissern. Der Shabbat ist vor allem ein Schutz gegen die Auflösung der eigenen Identität und das Vergessen der eigenen Wurzeln.

In den verschiedenen Gesellschaften, in denen Juden lebten, mussten sie immer wieder dafür kämpfen, ihren Shabbat heiligen zu dürfen und nicht arbeiten zu müssen. Bis zur Einführung des Shabbat war es völlig unüblich, Menschen einen Ruhetag zu gönnen. Der römische Philosoph Seneca verspottete die Juden, "da sie etwa den siebten Teil ihres Lebens mit Nichtstun verlieren".

Dieses Nichtstun hat sich allerdings als ein äußerst wirkungsvolles Mittel gegen die Vereinnahmung durch andere bewährt. Flavius Josephus schrieb, dass die Römer drei Weltwunder entdeckten, als sie Judäa eroberten: das Tote Meer, den Schaubrot-Tisch im Tempel und den Shabbat.

Welche regeln gibt es zu Shabbat? 
Am Shabbat ist die "Melacha", das Werk oder die Arbeit, verboten. Die Definition von Arbeit im Sinne der jüdischen Religion ist das Schaffen einer neuen Situation, die vorher noch nicht existierte. Deshalb fällt darunter auch das Reisen. Bis zur Synagoge darf man in der Stadt nur 1000 Meter laufen.

Im Grunde sind alle Tätigkeiten verboten, die in den Lauf der Dinge eingreifen und die äußere Umwelt beeinflussen. Mit dieser generellen Regel lassen sich Sabbat-Verbote erklären und bekommen einen Sinn. Alle modernen Regeln leiten sich von dieser Auslegung der Shabbat Gebote ab.

Wichtigste Leitlinie ist die im Babylonischen Talmud zusammengefasste Liste der 39 Arbeiten, die am Shabbat verboten sind. Sie versuchen die Anweisungen zur Sabbatheiligung zusammenzufassen, die in den fünf Büchern Mose, der Thora, verstreut sind.

Der Talmud enthält zum Beispiel das Verbot, am Shabbat ein Feld zu pflügen oder das Verbot, am Ruhetag zwei Buchstaben zu schreiben. "Zupfen" ist verboten und das "Tragen aus einem Gebiet in ein anderes Gebiet". Diese Regeln zu deuten und in Einzelregeln für ein Leben in der Moderne umzusetzen, führt im Judentum immer wieder zu heftigen Diskussionen.

In der Tendenz jedenfalls stärken die Regeln das Familienleben, weil sie als besonders göttlich und schützenswert erachtet werden. Die moderne Gefahr, dass Familien statt miteinander zu reden den Fernseher anschalten, ist im Judentum gebannt. Den Fernseher anzuschalten, ist nämlich verboten.

Es gibt sogar ein Shabbat Gebot, welches mehr als alle anderen den heimischen Zusammenhalt stärkt: Ehepaare sind angehalten, am Shabbat Abend nach dem Essen miteinander zu schlafen. Denn das höchste Gebot ist der "Oneg Schabbat", der Genuss des Sabbats.

Wir wünschen allen unseren Gemeindemitgliedern, Vereinsmitglieder -MUT- und Freunden unserer Gemeinde, wie allen jüdischen Geschwistern einen gesegneten Shabbat. 

Niko Deeg
Vorsitzender & Botschafter - Jüdisch Chassidische Kultusgemeinde Breslev Deutschland

1. Vorsitzender - International Jüdisches Zentrum für Menschlichkeit und Toleranz

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Nussallee 2

63450 Hanau 

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