Mit der Eröffnung der Ausstellung „Kinder im KZ-Theresienstadt, Zeichnungen, Bilder, Texte“ im Kulturforum am kommenden Montag startet eine Woche vor dem offiziellen Beginn der „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ das diesjährige Programm in Hanau. Bis weit über den offiziellen Termin – am 29. März enden die Wochen gegen Rassismus – wird in Hanau ein umfangreiches Programm geboten: Konzerte, Vorträge, Filme, Ausstellungen, Poetry Slam, Lesungen, Diskussionen, Theater, Gedenkveranstaltungen, Workshops, Kunstaktionen und viele Angebote mehr zählen dazu. Alle Termine stehen in einer Programmbroschüre, die seit Anfang März bereits im Netz zu finden ist ( www.wgr-hanau.de ) und auch im Rathaus und vielen anderen Auslegestellen in der Stadt zum Mitnehmen bereitliegt.
„Zeigen Sie Gesicht und erheben Sie Ihre Stimme gegen Hass und Rassismus. Zeigen Sie, dass Menschen bei uns stets willkommen sind! Es ist es möglich, etwas gegen Rassismus zu tun. Lassen Sie es uns gemeinsam angehen! Denn wir haben auch erlebt, dass dort wo kulturelle Vielfalt den Alltag prägt, das Zusammenleben gelingt. Darum wollen wir Gemeinsamkeit, Vielfalt und Toleranz in unserer Stadt leben – jeden Tag. Besonders natürlich in den Wochen gegen Rassismus.“ Diese eindringlichen Worte schrieben die Schirmherren Oberbürgermeister Claus Kaminsky und John Kannamkulam, ein Gründungstifter für die Internationalen Wochen gegen Rassismus, bereits vor einigen Wochen in ihrem Vorwort zum Programm der „Internationalen Wochen gegen Rassismus“, die dieses Jahr zum 10. Mal in Hanau stattfinden.
Nach dem Terror des 19. Februar in Hanau, bei dem 10 Menschen ermordet worden sind, erhalten diese Sätze noch besondere Bedeutung und das von langer Hand geplante Programm der Internationalen Wochen gegen Rassismus bekommt eine traurige Aktualität.
Rund 30 Veranstaltungen und mehr als 30 Organisationen, Vereine, Verbände, Gruppierungen und Einzelpersonen, setzen sich für ein gemeinsames Ziel ein und es lautet: 100 Prozent Menschenwürde. „Jeder einzelne Termin ist auch eine Verbeugung vor den Opfern des schrecklichen Attentats und ihren Angehörigen! Bitte nehmen Sie teil und zeigen Sie Flagge“, fordern der OB und Kannamkulam die Menschen in Hanau und Umgebung auf.
Die Angebote sind in diesem Jahr wieder sehr vielfältig und nicht ohne Hintergedanken sind auch Termine vor und nach Ende der beiden Veranstaltungswochen im März aufgelistet: Allen Beteiligten ist klar, dass die Anstrengungen für Menschenwürde und gegen Rassismus nicht erst mit dem Start der Internationalen Wochen gegen Rassismus beginnen und nach dem 29. März natürlich nicht vorbei sind.
Eine „Gemeinschaftsproduktion“ des Koordinationsrates der Wochen gegen Rassismus und der Veranstalterinnen der Hanauer Frauenwochen eröffnet den Veranstaltungsreigen: die Ausstellung „Kinder im KZ-Theresienstadt, Zeichnungen, Bilder, Texte“ wird am Montag, 9. März um 19 Uhr im Kulturforum eröffnet und wird dort bis 29. März zu sehen sein.
Etwa 10.000 Kinder wurden von den Nazis in das KZ Theresienstadt verschleppt. Es galt als „Vorzeige-Lager", in dem die Gefangenen - jüdische Männer, Frauen und Kinder - keine Not zu leiden hätten. Das Gegenteil war der Fall. Die Lebensbedingungen waren unmenschlich; viele Häftlinge wurden von hier aus in die Vernichtungslager transportiert. Von diesem Leid geben die Zeugnisse von Kindern einen besonders lebhaften Eindruck. Die Ausstellung des Studienkreis Deutscher Widerstand 1933 – 1945 erinnert an die Schicksale der deportierten Kinder, die aus jüdischen Gemeinden in Böhmen und Mähren, aus Deutschland, Österreich, den Niederlanden, Polen und Dänemark stammten. Die meisten wurden in Auschwitz ermordet. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen in Theresienstadt angefertigte Zeichnungen, Gedichte und Texte von Kindern über das Leben und Leiden im Konzentrationslager.
Die Eröffnung werden vornehmen Horst Koch-Panzner von der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten“ Main-Kinzig, und die Leiterin des Hanauer Frauenbüros Monika Kühn-Bousonville: Eine Einführung in die Exponate wird Gudrun Schmidt vom Studienkreis Deutscher Widerstand 1933-1945 geben.
Die nächste Veranstaltung folgt bereits am Dienstag, 10. März. Die „Omas gegen Rechts“ laden ein ab 19 Uhr ins Bistro ELLIS, Johanneskirchplatz 1, zu einer Lesung mit Musik: „Und eisig weht der kalte Wind“ von Ricardo-Lenzi Laubinger. In seinem Buch erzählt er über die Erlebnisse seiner Sinti-Familie in der NS-Zeit. Es werden mehrere Personen Auszüge aus dem Buch vortragen, unter anderem Konfirmanden der Gemeinde Buchen und „Omas gegen Rechts“. Ricardo-Lenzi Laubinger selbst wird bei der Veranstaltung anwesend sein und mit seiner Geige für einen stimmungsvollen musikalischen Rahmen sorgen.
Weiter geht’s am Donnerstag, 12. März, mit einer kurzfristig aufgenommenen Veranstaltung, die nicht im Programmheft steht: „Lissabon – Hafen der Hoffnung“ heißt der Dokumentarfilm von Pavel Schnabel, zu dem die Gesellschaft für Christlich – Jüdische Zusammenarbeit Hanau und ihre Kooperationspartner einladen.
„Kein Land hat so vielen Juden geholfen wie Portugal“, sagen Fritz und Käthe Adelsberger. Lissabon bedeutete für sie Rettung auf ihrer Flucht vor den Nationalsozialisten, die sie, wie hunderttausende von Juden, quer durch Europa nach Portugal trieben. Die Protagonisten Ruth Arons, Grete Friman, die Adelsbergers und Siegfried Rosenthal erzählen im Film ihre Geschichte und wir erleben sie in ihrem persönlichen Umfeld – im Portugal von heute. Ein leiser, nachdenklicher Film über ein fast unbekanntes Kapitel der europäischen Geschichte und ein Zeugnis für Menschlichkeit und Zivilcourage in einer unmenschlichen Zeit.
Zu den Aufführungen am Donnerstag, 12. März, um 18.30 Uhr sowie am Freitag, 13. März, um 11 Uhr jeweils im Kinopolis Hanau, Am Steinheimer Tor 17, wird auch der Regisseur als Gesprächspartner zur Verfügung stehen.
Am Sonntag, 15. März, heißt es dann „... der Mensch dem Menschen ein Helfer“ - Texte, Gedichte und Lieder gegen das Vergessen. Um 11 Uhr laden der Hanauer Kulturverein und die Literaturgruppe „Ratatouille“ ein in die Remisengalerie von Schloss Philippsruhe,(Eintritt: 5.- Euro, Benefiz zugunsten des Projekts „Stolpersteine“).
Die Laienspielgruppe „Ratatouille“ präsentiert am Sonntagvormittag Texte, Gedichte und Lieder gegen das Vergessen von Bertolt Brecht.
Ebenfalls am Sonntag, 15. März, ab 19.30 Uhr (Einlass 18 Uhr) findet im „Brückenkopf“ in der Wilhelmstraße der 73. Hanauer Poetry Slam „des offenen Worts“ statt. Veranstalter sind der Trägerverein KUZ Pumpstation, die Volkshochschule Hanau und deren Förderverein.
Literatur und Poesie der besonderen Art verspricht der Poetry Slam. Unter der Moderation von Dominique Macri werden die Poet*innen an diesem Abend ausschließlich Texte rund um das Motto „Man darf alles sagen“ vortragen und auf ihre eigene Weise klar Stellung für die freie Meinungsäußerung und gegen Ausgrenzung und Diskriminierung beziehen. Hierbei wird ausnahmsweise der sonst übliche Wettstreit des „Slammens“ außer Acht gelassen, denn an diesem Abend sollen alle Gewinner sein.
Eventuelle Aktualisierungen des Programms gibt es auf www.wgr-hanau.de